Die aktuelle Geldpolitik ist in ihrer momentanen Form wahrscheinlich für viele Leserinnen und Leser absolut neu und ich muss gestehen, dass ich mich selbst auch lange nicht sonderlich tiefgreifend mit dieser Thematik beschäftigt habe. Inflation & Zinswende sind Schlagworte, die gerade in den letzten Monaten mediale Aufmerksamkeit erhalten. Und auch wir als Endverbraucher spüren die hohen Inflationsraten von über 8 % bei unserem regulären Wocheneinkauf und spätestens bei den Energiekosten, die derzeit besonders stark vom Preisanstieg betroffen sind.

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Was ist eigentlich Inflation und warum gibt es sie?

Die Europäische Zentralbank (EZB) definiert Inflation als einen allgemeinen Preisanstieg von Waren und Dienstleistungen. Sie wird dabei an einem repräsentativen Warenkorb festgemacht, dessen Preisentwicklung zur Bestimmung der Inflation beobachtet wird. Für einige mag dieser Warenkorb relativ unzutreffend sein, weshalb es beim statistischen Bundesamt auch einen Rechner zur Bestimmung der persönlichen Inflation gibt.  

Generell kann man jedoch nicht sagen, dass bei der Inflation grundsätzlich alle Waren gleichermaßen teurer werden und so ist es völlig normal, dass es von Produkt zu Produkt starke Schwankungen gibt. Selbst in einer Phase hoher Inflation mag es durchaus Waren geben, die günstiger werden. Tendenziell kann man allerdings feststellen, dass wir uns von 10 € heute mehr kaufen können als morgen. (Und weniger als von 10 € gestern). Das Beispiel mag etwas übertrieben klingen und die Entwertung braucht meistens etwas länger, um sich final in den Preisen widerzuspiegeln, aber am Ende des Tages läuft es auf dieses Szenario hinaus.

Wert der Währung

Das ist auch der Grund, warum mit der Zeit der Wert einer Währung sinkt und warum unsere Wirtschaft so sehr auf Kredite angewiesen oder gar auf ihnen aufgebaut ist. Das traditionelle Sparen lohnt sich nicht mehr. Das mag für uns als Privatpersonen gruselig klingen (ist es um ehrlich zu sein auch); für unsere Wirtschaft bzw. unser System ist es aber eine treibende Kraft, die zu unserem Wirtschaftswachstum beiträgt. Wer würde sein Geld heute für ein neues Smartphone oder ein neues Auto ausgeben, wenn er bereits morgen für das gleiche Geld „mehr“ bekommen würde?

Aktuell ist die „gewollte“ Inflation von durchschnittlich 2 % allerdings so weit angestiegen, dass sie ungesunde Ausmaße angenommen hat. Im Juli lag sie in der Eurozone bei 8,9% gegenüber dem Vorjahresmonat und damit weit über dem Ziel der EZB. Aus diesem Grund haben die Zentralbanken weltweit erste Schritte eingeleitet und versuchen so die Inflation wieder unter Kontrolle zu bringen. Man spricht hier von der Zinswende.

Zinswende?

Tatsächlich kann man sogar von einer historischen Zinswende sprechen, denn zum ersten Mal seit 11 Jahren werden die Zinsen angehoben. Darüber hinaus hat die EZB ihre Anleihen-Zukäufe gestoppt und es wurden bereits weitere Zinsschritte in Aussicht gestellt. Die Europäische Zentralbank spricht dabei von einer „Reise“ und vermittelt mit einigen Aussagen und Vorgehensweisen in meinen Augen leider ein wenig den Eindruck, dass sie kein konkretes Ziel für ihre Reise hat. Das ist vor allem daher fatal, da bereits heute von einigen Experten und den Medien massiv an der Glaubwürdigkeit der EZB gezweifelt wird. Gerade in diesen Zeiten müssen Zentralbanken wichtige Entscheidungen treffen, die am Ende durchaus über den Fortbestand einer Währung entscheiden können.

Egal wie es kommt, ich bin weiterhin der festen Überzeugung, dass wir uns auf keinen Fall einzig und alleine auf die Zentralbanken verlassen sollten und weiterhin sehr gut damit beraten sind uns selbst um unser Geld zu kümmern und es eben nicht in überschwänglichem Maße auf Sparbüchern und Tagesgeldkonten zu lagern.

Was bedeutet die Zinswende also für uns Anleger und wie kann ich der Inflation entgegensteuern?

Fangen wir zunächst einmal mit etwas Positivem an: wahrscheinlich wird man in Zukunft bei seinen Banken keine Negativzinsen mehr zahlen müssen. Dieser Umschwung wurde von den ersten Banken bereits umgesetzt und wird sich vermutlich auch auf die übrig gebliebenen Institute erstrecken. Außerdem könnte es sein, dass das Verwahren von Geld auf Tagesgeldkonten wieder etwas höhere Zinsen abwerfen wird, die aber aller Voraussicht nach nur einen Tropfen auf den heißen Stein bedeuten und die dauerhafte Entwertung des Geldes bzw. die Inflation keinesfalls ausgleichen, sondern sie nur etwas mindern. Das Gefühl „endlich wieder Zinsen“ zu erhalten trügt hier. Zwar fallen für geparktes Geld keine „Strafen“ in Form der Negativzinsen mehr an, die Inflation kann darüber aber nur müde lächeln.

Auch möchte ich an dieser Stelle nochmal auf den Unterschied zwischen nominellen und realen Zinsen aufmerksam machen. Dein Tagesgeldkonto kann dir durchaus nominell wieder 1% Zinsen zahlen, solange die Inflation jedoch bei 8,9 % liegt, bedeutet das nichts geringeres, als das deine realen Zinsen immer noch bei – 7,9 % liegen und dein Geld weiterhin massiv an Wert verliert. Obwohl der Betrag auf dem Tagesgeldkonto „endlich“ wieder steigt. Trotzdem gilt natürlich weiterhin, dass man zumindest eine gewisse Rücklage für Notfälle vorhalten sollte und das Tagesgeldkonto bietet sich für diesen Zweck auch weiterhin an.

Wie sollte man reagieren?

Was macht man also am besten mit seinem Geld? Auch auf die Gefahr hin, dass man die gleichen Hinweise und Ratschläge schon mehrfach gelesen, gesehen oder gehört hat, ist die einfachste und wahrscheinlich beste Möglichkeit sein Geld zu Investieren – und das möglichst breit gestreut. Dem ein oder anderen ist mit Sicherheit die gute, alte Abkürzung TINA bekannt – „There Is No Alternative“. Und genau das gilt auch im inflationären Umfeld für die Investition in Sachwerte wie Aktien. Immobilien oder Gold werden hier auch gerne genannt, für mich persönlich kommt hier noch der Bitcoin als mögliche Anlage ins Spiel.

In die Themen der Inflation, Zinswende und allgemein der Geldpolitik fließen unglaublich viele Faktoren und Stellschrauben ein, sodass der genaue Ausgang der aktuellen Lage wohl unmöglich vorhergesehen werden kann. Auch Bereiche wie das Wetter, Ernten, politische Unruhen etc. fallen hier ins Gewicht. Das Einzige was ich somit mit voller Zuversicht und Gewissheit sagen kann ist, dass ich weiterhin mein Geld investieren werde und mir damit langfristig ein Vermögen aufbauen möchte das nicht nur die Inflation schlägt, sondern auch einen wirklichen Wertzuwachs generiert.

Ich hoffe der Beitrag konnte dem ein oder anderen helfen oder zumindest die aktuelle Situation etwas auffrischen.

Bleibt gesund und denkt dran fleißig zu Investieren.

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5 Gedanken zu „Inflation & Zinswende“

  1. Hallo Lisa, ich danke Dir für diesen gelungen Beitrag. Es ist natürlich wichtig einen Notgroschen vorzuhalten. Aber noch wichtiger ist halt auch zu investieren. Gerade gut ausgewählte Aktien mit der passenden Dividendenrendite gleichen wenigstens ein Stück weit die Inflation aus. Es tut mir jedenfalls gut, monatlich Dividenden zu erhalten. Ich hatte Dir ja vor ca 2 Wochen meine Depots vorgestellt. An dieser Strategie halte ich weiter fest. Viele Grüße Robert

  2. Hallo Lisa,

    ein sehr schön geschriebener Artikel. Vielen Dank.

    Ergänzen möchte ich einen wichtigen Punkt: weltweites Investieren. Nur so können die Risiken des Euro-Raumes durch andere Währungen teilweise ausgeglichen werden. Eine Beimischung von Dollar, Schweizer Franken, Norwegischen Kronen etc. kann ausgleichend wirken und Risiken reduzieren. Gerade in Zeiten in denen die einzelnen Zentralbanken unterschiedliche Strategien fahren.

    Ich persönlich erinnere mich an Investments, bei denen die Währungsdifferenzen ein zusätzlicher Rendite-Kick waren bzw. die Verluste meiner Aktie ausgeglichen haben. Aber auch an genau die andere Richtung war möglich. Die Währungsverluste haben die Gewinne „aufgefressen“.

    Wichtig ist aber immer, auf Qualität (Substanz) zu setzen. Diese sehe ich bei Bitcoin & co. aber nicht. Es sind nur Nullen und Einser in einem File.

    Beste Grüße

    Marc

  3. Liebe Lisa,

    toll geschrieben und danke für die Verlinkung zum pers. Inflationsrechner. Wollte ich die ganze Zeit immer mal machen und habe es doch wieder vergessen. Das hole ich diese Woche nach!

    Liebe Grüße und mach weiter so!
    Mel

  4. Hallo Lisa,
    da kann ich dir hier nur zustimmen. Die Zinswende und auch die Inflation mögen zwar sehr beunruhigend sein, aber wenn man dadurch sein Geld nicht anlegen mag sondern es auf dem Konto liegen lässt, dann macht man real Verluste. Die Investitionen breit zu streuen ist nun aber umso wichtiger, da man viele zukünfitige Entwicklungen nun noch weniger abschätzen kann als in den letzten Jahren.

    Viele Grüße,
    Hanna

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