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Wandlungsfähigkeit bei ETFs

ETFs sind vieles, aber nicht statisch

Lisa Osada
von Lisa Osada

Im heutigen Beitrag soll es mal wieder etwas spezifischer um das Thema ETFs gehen. Einen Fokus werde ich dabei auf den Bereich des Factor Investing setzen. ETFs sind vieles, aber nicht statisch, was meine ich damit?

Ich habe im Juli 2021 bereits mehrere ETFs vorgestellt, die auf Basis des MSCI World ihren Schwerpunkt auf bestimmte Faktoren legen. Ein Beispiel war der „Xtrackers MSCI World Yield Factor“, der nur Unternehmen mit einer überdurchschnittlichen Dividendenrendite, einer vorhandene Dividendenhistorie und weiteren Qualitätsmerkmalen aufgenommen hat.

Auch den „MSCI World Momentum Factor“ habe ich damals vorgestellt und möchte die Gelegenheit nutzen, um einmal zu verdeutlichen, dass ETFs alles andere als starre Finanzgebilde sind. Ein ETF bildet in der Regel einen darunter liegenden Index ab. Diese Indizes sind in vielen Fällen aber sehr flexibel. Selbst „unser“ DAX wandelt sich im Laufe der Zeit durch Neuaufnahmen in den Index, steigende und sinkende Marktkapitalisierungen oder durch regulatorische Änderungen wie beispielsweise die Aufstockung von 30 auf 40 Werte.

Momentum Faktor

Ein sehr anschauliches Beispiel für diesen Wandel innerhalb eines ETFs bietet der bereits angesprochene MSCI World Momentum Factor ETF. Diesen gibt es sowohl von iShares als auch von Xtrackers. Der ETF trifft Entscheidungen über die Gewichtung einzelner Aktien auf Basis von Dynamikmerkmalen, wie beispielsweise der Leistung (Rendite) über die letzten 6-12 Monate.

Veränderungen, die sich durch neue Marktsituationen ergeben werden halbjährlich angepasst. In Anbetracht der komplett anderen Ausgangssituation gegenüber 2021, als ich den ETF das erste Mal vorgestellt habe, lässt sich bereits vermuten, dass sich mit Sicherheit einiges in dieser Zeit getan haben muss. Bei einer kurzen Überprüfung wird deutlich: Kein einziger Wert, der damals in den Top 10 zu finden war, ist jetzt noch in der Top 10 enthalten. Die größten 5 Positionen im Juli 2021 waren noch Apple, Tesla, JP Morgan Chase, Alphabet und ASML. Inzwischen ist aus dieser relativ tech­no­lo­gie­las­tigen Top 5, eine Mischung aus Energie und Gesundheitsunternehmen geworden.

Weit an der Spitze befinden sich inzwischen ganz im Gegensatz zu Juli 2021 nun die Öl-Giganten Exxon und Chevron, neben United Health, Eli Lilly und MSD (USA: Merck & Co.), da diese Aktien in den letzten Monaten einfach deutlich besser gelaufen sind als Big-Tech.

Wie macht sich diese Umstellung in der Performance bemerkbar?

Relativ wenig überraschend wird deutlich, dass der Momentum Faktor hinsichtlich der Performance besser performt hat als der „normale“ MSCI World, ein ACWI (All Country World Index) oder der Value Faktor.

Wandlungsfähigkeit bei ETFs
ETFs sind vieles, aber nicht statisch | Chartvergleich, Quelle: Finanzfluss ETF Informer

Chancen und Risiken

Auch wenn man jetzt denken könnte, dass man doch auf jeden Fall lieber in den MSCI World Momentum Faktor investieren sollte, gibt es hier einige wichtige Punkte zu ergänzen, die in die ETF Auswahl auf jeden Fall mit einfließen sollten:

  1. Solch ein Faktor ETF hat in der Regel eine höhere TER, als ein normaler MSCI World.
  2. Auch wenn der MSCI World Momentum Faktor versucht in die Unternehmen zu investieren, die gerade einen positiven Trend, bzw. „Momentum“ aufweisen, hat der ETF aktuell nur 350 Aktienpositionen im Vergleich zu den knapp 1600 Positionen des MSCI World. Die Diversifikation leidet also darunter.
  3. Dadurch, dass die Anpassung des ETFs nur halbjährlich geschieht und nicht quartalsweise oder gar monatlich, hat man natürlich auch ein gewisses „Timing Risiko“, das man mit anderen World ETFs definitiv vermeiden kann.

Bisher scheint der ETF mit den langfristigen Trends zumindest so gut umgegangen zu sein, dass es für eine positivere Performance gegenüber den gewählten Vergleichsprodukten gereicht hat. Natürlich kann man nicht mit Sicherheit davon ausgehen, dass der ETF diesen Vorteil gegenüber anderen Produkten auch in Zukunft halten kann. Und wie immer an der Börse gilt auch hier: Die vergangene Performance ist keine Garantie für die zukünftige Performance.

Faktor-Strategien bei ETFs

Noch einmal kurz zusammengefasst, handelt es sich beim Factor Investing um eine Methode, die wissenschaftlich fundiert bestimmte Unternehmensmerkmale (Faktoren) berücksichtigt. Dadurch soll es möglich werden, eine höhere Rendite als bei einem marktneutralen Investment bzw. ETF zu erzielen. Man könnte es als eine Art „aktivere“ Variante des passiven Investierens bezeichnen. Der klassische „passive Ansatz“ wird damit um das Risiko des jeweiligen Faktors erhöht, wodurch entsprechend eine höhere Rendite möglich werden kann. Mehr dazu findet ihr im Artikel Faktor-Strategien bei ETFs.

Was können wir daraus mitnehmen?

ETFs sind vieles, aber nicht statisch. Ich finde das Beispiel wunderbar anschaulich, dass es bei vielen ETFs eben bei weitem nicht ausreicht sich nur die Top 10 oder Top 20 eines ETFs anzusehen. Natürlich ist der Blick auf den Wertpapierkorb hilfreich, um zumindest für den Moment zu sehen, in welche Unternehmen der ETF investiert ist, dennoch sollte man sich die zugrundeliegende Strategie des Index genau anschauen und sich damit auseinandersetzen. Gerade bei Faktor-ETFs sollte man sich genauer mit den Regeln beschäftigen, die der ETF nutzt, um seine Investitionsentscheidungen zu treffen. Auch sollte man sich bewusst sein, dass keine Investition an der Börse risikolos ist und jeder Rendite steht eben auch ein gewisses Risiko gegenüber.

Zusammenfassend fand ich es extrem spannend wie sich der ETF innerhalb von 1 – 1,5 Jahren komplett gewandelt hat. Auch der Aspekt, dass man relativ deutlich auf einen Blick erkennen kann, welche Branchen aktuell anscheinend besser laufen als andere war für mich sehr beeindruckend. Habt ihr dazu noch weitere Ergänzungen? Hinterlasst gerne einen Kommentar.

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1 Gedanke zu „ETFs sind vieles, aber nicht statisch“

  1. Genau diese regelmäßige Änderung der Titel in einem Index und damit in den ETFs dazu ist der Grund, warum ich bei Dividenden-Titeln eben ETFs und nicht Aktien bevorzuge.

    Die gängigen Dividenden-ETFs haben 100 Titel drin, die meist halbjährlich überprüft werden. Warum sollte ich das selbst machen? (Wobei ich selbst wahrscheinlich mit den zehn größten Einzeltiteln auskäme, um einen ETF aus 100 Titeln halbwegs ähnlich nachzubilden.)
    Die Titelauswahl können die Indexanbieter für mich machen. Selbst wenn sie dabei ihre Erkenntnisse „zu spät“ umsetzen, besser spät als nie. Das ist mir auch die Gebühr wert.

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