Hallo zusammen! Den heutigen Artikel unter dem Titel ‚Die Zukunft des Investierens in Zeiten des Klimawandels‘ verfasse ich als Teil der Blogparade zum #fba21 für den comdirect finanzblog award. Hier bin ich nominiert für den Publikumspreis und würde mich sehr freuen, wenn du mich und meinen Finanzblog Aktiengram dabei mit deiner Stimme unterstützt.
Die gesamte Blogparade zum #fba21 habe ich oben verlinkt – schaut unbedingt auch bei den anderen Teilnehmern vorbei.
Das Thema Nachhaltigkeit ist allgegenwärtig. In Politik, Medien und auch privaten Gesprächen dreht es sich immer wieder darum. Gerade vor ein paar Tagen unterhielt ich mich hier in Norwegen mit dem Inhaber eines Fitnessstudios, seine Meinung war glasklar: es muss sich etwas ändern. Die Natur ist am Ende und es kann nicht so weitergehen.
Zugegeben, wenn man hier im Land unterwegs ist, vergisst man Klimaprobleme fast. Gefühlt sind drei von vier Autos voll elektrisch und die Natur ist noch „echte Natur“. Doch das Bild oben zeigt ganz deutlich was unaufhaltsam passiert. Der Gletscher Briksdalsbreen, ein Seitenarm des Jostedalsbreen, befindet sich im nördlichen Teil des Briksdalen in Sogn und Fjordane.
Links seht ihr ein Bild des Gletschers von 2006 – rechts eins von gestern.
Doch kann man auf die Veränderung des Klimas einen Einfluss nehmen, wenn es um das Investieren an sich geht?
Auch hier finden immer wieder hitzige Diskussionen statt. In einem Artikel vor einigen Wochen hatte ich euch einmal Beispiele für das „Basis ETF-Depot“ nach ESG- und SRI Kriterien vorgestellt. Im Folgenden möchte ich diese Abkürzungen noch einmal kurz erklären und einen Zusammenhang zur Geldanlage im Bezug auf ETFs herstellen.
ETFs nach ESG, SRI, SDG?
Das Investieren in nachhaltige Geldanlageprodukte wird häufig mit verschiedenen Kriterien (oder Ratings) in Zusammenhang gebracht. Vorab folgt zu jedem Begriff eine kurze Erklärung.
Was bedeutet ESG?
Diese Kriterien umfassen eine ganze Reihe an verschiedenen Eigenschaften, die eine Firma, ein Fonds oder eine andere Geldanlage aufweisen muss, damit sie als nachhaltig gilt.
ESG umfasst dabei sowohl den Umweltschutz, als auch das Einhalten von Menschenrechten. Die Definition von ESG geht über den ökologischen Aspekt hinaus und enthält noch zahlreiche weitere ethische und soziale Kriterien. MSCI ESG Ratings und Thomson Reuters ESG Scores haben bereits eigene ESG Kriterien veröffentlicht. In diesem Artikel bin ich detaillierter auf die einzelnen Punkte der ESG Kriterien eingegangen.
Kritik an ESG
Eine häufig genannte Kritik am ESG-Prinzip ist das Fehlen von Ausschlusskriterien. So kommt es vor, dass auch Unternehmen aus Bereichen Atomenergie oder Öl-und Gas-Produzenten hier enthalten sind und als „ESG-Konform“ gelten. Innerhalb der eigenen Branche gelten die Unternehmen dann zwar als nachhaltig, die Branche selbst steht aber insgesamt eigentlich in Konflikt mit Standards zur Einhaltung von Nachhaltigkeitsprinzipien.
Was bedeutet SRI?
SRI ist die Abkürzung für “Socially Responsible Investment.” Hier geht es also um Kriterien, die eine Investition als ethisches Investment klassifizieren. Zu den vorher beschriebenen ESG Kriterien unterscheidet sich ein Investment nach SRI Kriterien durch seine Fokussierung auf „Negativkriterien“. Diese führen zum Ausschluss von Unternehmen, die als “einer sozial und/oder ökologisch nachhaltigen Entwicklung entgegenstehend” eingestuft werden. Als Beispiele gelten hier Atomkraft, Kinderarbeit und die Rüstungsindustrie.
SRI-Kriterien gelten allgemein als die “strengere Variante” – hier werden die KO-Kriterien stärker angewendet als bei ESG.
Kritik an SRI
Auch zu SRI-Kriterien wird häufig noch das Wort “Greenwashing” benutzt. Für die einen sind die SRI-Kriterien der einzig vertretbare heilige Grahl, für die anderen auch nur ein weiterer Filter.
Was bedeutet SDG?
Die Abkürzung steht für “Sustainable Development Goals”. Es handelt sich dabei um 17 nachhaltige Entwicklungsziele, die von den vereinten Nationen (United Nations) aufgestellt wurden. Damit sollen nachhaltige Entwicklungen auf ökonomischer, sozialer und ökologischer Ebene abgedeckt werden. Hier findet ihr weitere Informationen dazu.
Kritik an SDG
Kritisiert wird hier häufig, dass es den SDG Richtlinien nicht gelingen würde, die Komplexität der weltweiten Problematik erfassen zu können. Auch würden die jeweiligen Umsetzungen der Kriterien zu langsam stattfinden.
Zwischenfazit, Produkte mit „Klimakriterien“
Die Frage, welches (oder ob) eines der Kriterien für einen selbst in Frage kommt, muss jeder für sich selbst beantworten. Für ein Basis-Depot, bestehend aus beispielsweise einem MSCI World und Emerging Markets Produkt hat man die Wahl zwischen allen möglichen Kombinationen – nach ESG, SRI oder auch eine Mischung von beiden Varianten. Doch ist das überhaupt sinnvoll?
Investierens in Zeiten des Klimawandels
Das Schöne am Investieren ist, dass jeder mitmachen kann und jeder durch seine Investitionen einen Einfluss hat. Man spricht häufig davon, dass man das Geld für sich arbeiten lässt. Wovon man in der Vergangenheit nur selten gesprochen hat ist „wie“ man das Geld für sich arbeiten lässt. Im Zuge des klimafreundlichen Investierens und des Booms von Anlageprodukten, die auf ESG und SRI Kriterien basieren, wird das „wie“ inzwischen immer stärker berücksichtigt. Es gibt nur noch wenige Unternehmen, die auf ihrer Website nicht einen eigenen Unterpunkt für „Sustainability“ anführen und nicht mindestens ein paar Seiten im Geschäftsbericht für diesen Themenschwerpunkt aufwenden. Trotzdem gilt es bei all den Möglichkeiten und Optionen, die sich einem als Investor öffnen, kritisch gegenüber den Aussagen und Zielen zu bleiben und sie genau zu hinterfragen und zu durchleuchten.
Opfer von Greenwashing?
Gerade weil es eine starke Bewegung in Richtung klimafreundliches Investieren gibt, könnten jene Anleger mit tiefgreifender Überzeugung klimafreundlich investieren zu wollen in das Visier von unethisch agierenden Herausgebern solcher Produkte geraten. Um dem zu entgehen bleibt letztendlich nur eine genaue Analyse der verschiedenen Anlagekriterien und -Richtlinien dieser Produkte bzw. der Unternehmen, denen man sein Geld zur Verfügung stellen möchte. Wie bereits gesagt, mit seinem Investment hat man einen Einfluss auf die weitere Entwicklung einzelner Firmen und damit auch auf die Wirtschaft und das Klima.
Für mich ist es sehr wahrscheinlich, dass Unternehmen, die dem Klima zu wenig Beachtung schenken in unserer Welt langfristig kaum noch überleben werden. Nicht nur, dass von Investorenseite, also von unserer Seite her, eine immer höhere Nachfrage nach Klimafreundlichkeit und damit auch ein immer größerer Druck zum Wandel auf die Unternehmen ausgeübt wird, sondern auch die politischen Rahmenbedingungen immer weiter verschärft werden. Nicht klimafreundlich handelnden Unternehmen wird es immer weiter erschwert ihr Geschäft profitabel zu betreiben. An diesem Punkt ist das klimafreundliche Investieren bei weitem kein Punkt der persönlichen Einstellung eines jeden Investors mehr, sondern wird sich auch in der Rendite widerspiegeln.
Und die Zukunft? Brauchen wir überhaupt Kriterien?
Klimafreundliches Investieren ist schon lange keine bloße Zukunftsmusik mehr sondern bereits Teil der Gegenwart geworden. Was sich in Zukunft jedoch definitiv ändern wird, ist dass es kaum noch möglich sein wird „nicht klimafreundlich“ zu investieren. Klimafreundlich zu agieren wird in meinen Augen zur Grundvoraussetzung um als Unternehmen am Markt bestehen zu können. Durch den bereits angesprochenen Einfluss unserer Investitionen kann jeder Einzelne dabei mitwirken diesen Meilenstein so früh wie möglich zu erreichen. Die Zukunft des Investierens in Zeiten des Klimawandels wird wohlmöglich eine sein, in der man sich keine Gedanken mehr über klimafreundliches Investieren machen muss.
Wie sind eure Gedanken dazu? Lasst mir gerne eure Meinung in den Kommentaren da.
Ich sehe das wie du, Unternehmen, die nicht auf das Klima achten werden, werden mit der Zeit untergehen. Dazu wird der Druck in der Gesellschaft und Politik zu hoch. Man kann nur hoffen, dass jetzt alle aufwachen.
Ein toller Artikel, der ausgewogen als zum Thema zusammen, danke!
Hi Lisa,
ist ein sehr interessantes und wichtiges Thema, welches allerdings gar nicht so einfach zu durchdringen ist. Gerade wenn’s ums Thema Geldanlage geht wird es kompliziert weil es leider nicht so einfach ist sich richtig gut zu informieren (als Neuling muss man erstmal rausfinden was wirklich sinnvoll scheint und was sich nur Oberflächlich gut anhört). Sehr cool also, dass du das Thema aufgreifst.
Viele Grüße 🙂
Lena
Super spannender Beitrag!
Ich versuche bereits sowohl im alltäglichen Leben und auch beim Investieren auf Nachhaltigkeit zu achten. Manchmal wird das einem aber immer noch sehr schwer gemacht, auch weil es nicht ganz einsichtig ist.
Ich bin sehr gespannt, was sich dahingehend in der Zukunft ändern wird 🙂
Norwegen hat eine sehr interessante Öko-Aktie zu bieten: Tomra Systems (Firmensitz unweit von Oslo, ein Besuch im „Firmen-Museum“ mit den diversen Geräte-Generationen lohnt!) ist der Weltmarktführer bei den Pfandflaschenrücknahmeautomaten.
Die Tomra-Aktie hat seit 1991 – erstmalig im Öko-Invest empfohlen – über 8.000% zugelegt und gehört auch zu den Start-Mitgliedern (1997) im Natur-Aktien-Index nx-25 (Details dazu auf http://www.oeko-invest.net).
Auch der zweite Geschäftsbereich – Sortieranlagen – verhindert zusätzlichen Abfall, z.B. in der Landwirtschaft.
Beste Grüsse aus Wien nach Norwegen!
Ich hoffe nur das sich die Klimaforscher ein klein wenig irren. 😢
Wir müssten eigentlich sofort handeln, aber die Bevölkerung und Politik bewegen sich zu langsam.
Super interessantes Thema! ESG ETFs sind bereits im Portfolio, sicher geht das noch besser, aber ein Schritt in die richtige Richtung.
Das ist ein sehr spannendes Thema. Ich bin dankbar für den Artikel. Zugegeben müsste ich den Beitrag auch zweimal lesen, damit nicht irgendwas durch die Finger rutscht.
Gerade in der heutigen Zeit muss sich nicht nur die Politik dem Thema widmen. Auch viele Unternehmer sollte darüber nachdenken und sich mit dem Thema befassen.
Getreu dem Motto, „Was die heute kannst besorgen……“
Das wird noch spannend werden wo das alles hinführt.
Liebe Grüße René
Toller Beitrag und ein sehr spannendes Thema!
Ich finde deine Gedanken zu dem Thema echt interessant und den Aspekt, dass der Markt in Zukunft durch Regularien möglicherweise von sich aus klimafreundlich ist, ist auf jeden Fall mal ein interessanter Ansatz!
Weißt ja eh, gibt mittlerweile wenig spannende Finanzseiten. Aber immerwieder lande ich gern bei dir 😛
Auch der Podcast entwickelt sich super!
Mach bitte weiter so 👍
Für mich sind ETFs ein Mittel der weiteren Diversifizierung, und auch da bringst du tolle Beispiele aus deinem Alltag!
Hallo Lisa,
Danke für deinen Beitrag und Das tolle Thema. Respekt vor der Mühe und die Zeit, die du investierst
Super Beitrag mal wieder! Ich bin wirklich gespannt, wie sich dieses ESG Thema weiterentwickelt. Ich versuche sowohl in meinem
alltäglichen Konsum als auch bei meinen Investitionen so gut wie möglich auf Nachhaltigkeit zu achten. Vielleicht hast du recht damit, dass es sich von alleine regelt und klimaschädliche Unternehmen ohnehin nicht überleben. Für mich ist es trotzdem wichtig, da jetzt schon so gut wie möglich meinen kleinen positiven Beitrag zu leisten, wo es eben geht 🙂
Hallo Lisa,
super Beitrag. Du hast das Thema super zusammengefasst und verständlich erklärt.
Zum Thema gibt es eigentlich nichts zu sagen, was nicht schon gesagt wäre. Wichtig ist es zu handeln und dies zeigt dein Bildervergleich sehr deutlich.
Mit Blick in die Zukunft können wir eine positive Veränderung noch herbeiführen. Wichtig hierbei ist es zu handeln und das richtige zu tun.
Hello,
habe auch schon ein paar Nachhaltige Aktien im Depot wie zum Beispiel: Beyond Meat,Mayr-Melnhof Karton, Acadian Timber, Transalta Renewables, Verbio Bioenergie, L‘occitane und den ishares Global Water Etf
Wirklich ein super Artikel und toll erklärt. Besten Dank dafür!
Das Buch ist bestimmt ein Starkes Ding.
Grüße und Dank. Ralf
Super Artikel und toll erklärt. Vielen Dank dafür!
Hallo,
ich finde es prima, dass du dieses Thema aufgreifst.
Sollte sogar mehr Beachtung finden.
Gruß
Moin Lisa,
Toller Blog und gut erklärt. Das hilft mir auf jeden Fall das Portfolio für meine Kinder und deren Zukunft nachhaltig zu gestalten. Finanzielle Unabhängigkeit nützt nix wenn es keine Zukunft gibt in der sie es ausleben können.
Beste Grüße aus dem Norden,
Thomas
Hey Lisa,
ESG Kriterien sind schon seit einiger Zeit hoch im Kurs!
Ich finde auch man sollte beim investieren jedoch mehr als nur auf die drei achten! Welches Unternehmen für mich jedoch das nachhaltigste ist, ist leider nicht an der Börse!!! The Ocean cleanup von bojan Slat. Klasse Typ und viel mehr als Greta T.! Naja ich würde mich sehr dafür interessieren, wie Beate Sander das Thema gesehen hat und mir die wichtigsten Passagen mit deinem Merch Kuli markieren😋?! Vielleicht auch dazu noch den Kaffee aus der Aktiengram Tasse? Naja nicht zu viel hoffen;-) P.s. Meine Freundin folgt dir nun auch und findet deine und auch Sanders Ansätze so gut, dass sie auch Freundinnen zum selbst investieren animiert🥳
Liebe Grüße
Sebastian