Nachdem ich selbst auf Gamerliebe.de interviewt wurde, habe ich nun Lukas, oder auch MuSc1, dem Betreiber der Seite ein paar Fragen gestellt. Freut euch auf ein spannendes Interview – ein Gamer an der Börse!

1. Erzähle den Lesern ein wenig über dich, wie alt bist du was arbeitest oder studierst du und womit beschäftigst du dich hauptsächlich in deinem Leben? (Abseits der Börse.)

Ich heiße MuSc1, away from Keyboard auch Lukas genannt und arbeite bei einem großen Drogieriemarkt als Kommissionierer. Wer das Leben eines Lagerarbeiters kennt weiß, dass es ein absoluter Knochenjob ist. Ich merke schon jetzt in meinen jungen Jahren starke Rücken, Knie und Schulterprobleme und weiß, dass ich mit 35 diesen Beruf nicht mehr ausüben kann.

Umso mehr nehme ich mir das als Motivation eben neben meiner regulären Arbeit ein zweites Einkommen aufzubauen. Abseits der Börse bin ich ein Gamer mit Leib und Seele und betreibe einen eigenen Minecraft-Server, Streame auf Twitch.tv und betreibe meinen Gaming-Blog und andere kleinere Projekte um mir ein zweites Einkommen aufzubauen.

2. Wie bist du zum Thema Aktien, Investieren und der Börse gekommen?

Auf das Thema Aktien und das Investieren bin ich durch meinen Bruder gekommen, war aber immer schon sehr interessiert am Thema Wirtschaft. Ich muss sagen, dass ich so Themen wie BWL, VWL, Marketing und Globalisierung erst richtig in der 11. Klasse in meinem Fachabitur begriffen hatte und ab da war mir klar, dass man einfach nicht anders als mit dem Investieren in andere Firmen wirklich reich werden kann – wenn man nicht eben ein sehr gutes Unternehmen aufbaut. Die Dokumentation „Lets make money“, die wir mit der Klasse geschaut haben, hat mir quasi die Augen geöffnet. Sehr zu empfehlen!

Meine erste Erfahrung mit Aktien habe ich in der 12. Klasse, mit 18 Jahren gemacht. Ich weiß, wie ein Bausparvertrag fällig wurde und die Bank dann mit mir über eine Anlage geredet hat. Da ich wusste, dass Aktien die einzige Möglichkeit sind um sein Kapital zu vermehren, habe ich mich für eine Lebensversicherung auf den Eurostoxx beplappern lassen. Das war natürlich ein fataler Fehler, weil ich erstmal von meiner Summe dem Bankverkäufer ne dicke Provision abdrücken durfte, laufende Kosten und selbst nen Performance-Stop war eingebaut, dass ich nur bis +X Prozent performen durfte und der Rest eingesteckt wurde. Ziemlich sch***e also.

Ich habe dann diesen Vertrag gekündigt und über meinen Broker selbst in den Eurostoxx ETF investiert und zu Beginn verfolgte ich auch die Strategie über ETFs mein Vermögen aufzubauen. Der beste ETF bis heute: Global Titan 50. (DE0006289382). Auf das Investieren mit ETFs bin ich durch den YouTube-Kanal Aktien mit Kopf gestoßen. Der beste Channel in dem Gebiet!

Mein Bruder und ich haben dann wie gesagt erstmal auf ETFs gesetzt und sie auf die verschiedenen Regionen der Welt (Asien, Amerika, Europa) verteilt und eben noch in andere Branchen diversifiziert. Nach ein paar Jahren dann verstanden wir, warum eigentlich ETFs und sich die – wenn auch kleinen Gebühren – pro Jahr geben? Und manchmal sind in ETFs auch einfach weniger gute Unternehmen drinnen.

Wenn man sich einzelne Aktien kauft, kann man sich doch quasi seinen eigenen ETF zusammenbauen. So haben wir dann also angefangen in einzelne Aktien zu investieren.

3. Verfolgst du eine Investitionsstrategie und was findet man hauptsächlich in deinem Depot?

Meine Investitionsstrategie ist eine Mischung aus Growth-Aktien und Dividendenaktien. Ich möchte nicht gerne in Aktien investieren die zwar starke Dividenden ausschütten (Pro7Sat1, Lufthansa, Freenet), aber deren Zukunft weniger rosig – in meinen Augen – aussieht. Aktien die meine Strategie perfekt abbilden sind Microsoft, Activision Blizzard oder Disney.

Diese Aktien erhöhen ihre Dividende ständig und wachsen dank guter Zukunftsorientierung auch weiterhin. Zusätzlich kaufe ich mir mit diesen Aktien eine gewisse Sicherheit, weil sie aufgrund ihrer Größe wohl eher langsam pleite gehen.

Sobald sich jedoch eine Aktie gerade günstig anbietet, zögere ich natürlich nicht un kaufe diese auch. Während der Corona-Kriese haben sich optimale Kaufgelegenheiten für die FAANG-Aktien ergeben oder die Big-Five-Aktien. Auch da habe ich zugeschlagen, obwohl einige davon keine Dividenden zahlen.

Mein Depot ist sehr tech-lastig, weil ich einfach der Meinung bin, dass es hier die besten Unternehmen gibt und das größte Wachstum entstehen kann.

4. Hast du einen Aktientipp oder verfolgst du gerade ein Unternehmen ganz besonders?

Ich denke, dass ich mir Ende Mai Eventim zulegen werde. Hierbei gucke ich mir einfach an wie das Unternehmen vor der Krise performt hat und wie es nun da steht. Eventim ist der bekannte Ticket-Online-Verkauf und eigentlich kauft jeder der auf ein Konzert, ein Event oder Musical geht, wird vermutlich über Eventim kaufen.

Mir gefällt das Geschäftsmodell von Eventim. Alles ist hier vollkommen digitalisiert und demnach sind die Kosten sehr gering. Ich weiß wie ich damals immer WWE Smack Down geguckt habe und es in der Werbung immer hießt „Tickets bei allen bekannten Vorverkaufsstellen oder Eventim.de“. Das muss so vor 15 Jahren gewesen sein und bis heute ist das Unternehmen so stark gestiegen.

Ansonsten kann ich natürlich Disney empfehlen, die durch ihren Streaming-Dienst eigentlich auf dem besten Weg kam, als sie von Corona noch mal härter abgestraft wurden als andere Unternehmen.

Auch zu empfehlen ist SAP, um das meiner Meinung nach beste deutsche Unternehmen zu kaufen. Vor allem für Anfänger zu empfehlen, um seinen Freibetrag auszuschöpfen. Auch SAP ist ein tolles Unternehmen in Hinblick auf Dividendenausschüttung und Wachstumspotential.

5. Welche Informationsquellen oder Tools nutzt du um Aktien zu bewerten und auszuwählen?

Durch dich habe ich die Software Traderfox kennengelernt, die ich wirklich beachtlich gut finde. Aber ich verlasse mich bei einem Kauf lieber auf meine eigenen Fähigkeiten als eine Software.

Wie genau ich eine Aktie analysiere, habe ich bereits auf meinem Blog Gamerliebe erklärt. Das Geschäftsmodell muss mir zusagen, ich muss mich mit dem Unternehmen identifizieren können und ggf. das Produkt nutzen (zumindest schadet das nicht). Dann sind zwei Faktoren für mich ganz ganz ganz wichtig. Zum einen ob das Management selbst in das Unternehmen investiert ist. Dadurch kann ich mir sicher sein, dass der Manager auch einen guten Job macht, weil er sonst Geld verliert. Zum anderen ist es mir wichtig, dass ein Unternehmen Aktien zurückkauft. Denn was passiert dadurch? Wenn weniger Aktien im Umlauf sind, so werden diese auch selbst mehr wert. Das Gegenteil einer Verwässerung findet also statt.

6. Wie kam es dazu, deinem Instagram Account zu erstellen welche Motivation hast du und wo soll es für dich noch hingehen?

Naja ich bin Unternehmer, Streamer und Blogger und deshalb ist für mich ein Instagram, Twitter und YT-Kanal auf Dauer unverzichtbar 😀

Ich bin der Meinung, dass es eigentlich keinen richtigen Investoren-Streamer gibt, welcher offen über seine Finanzen und Investitionen redet und eben auch der typische Gamer ist. Ich würde gerne diese Lücke schließen und neben meinen fast schon fabelhaften Gameplay 😉 eben auch mit geilen Talks über Finanzen, Politik, Börse und Wirtschaft glänzen.

Mein Instagram-Account hat eigentlich keine gewisse Richtung – zumindest noch nicht. Ich bin aktuell auf der Findungsphase und weiß nicht ob ich einfach Trash-Talken soll oder auch mal meine Dividenden dort posten soll. Ich möchte eben nicht, dass sich meine junge Community sich dadurch etwas gescamt vorkommt oder ich dadurch irgendwie sagen möchte, wie toll ich bin.

7. Hast du eine Aktie in deinem Depot, die du niemals verkaufen würdest und hast du eine Lieblings Aktie?

Wenn man jetzt mal die emotionale Komponente zu Grunde führt, dann bin ich auf jedenfall verliebt in meine CD Projekt Aktie. Auch wenn ich – schande über mein Haupt – noch nie einen Witcher-Teil gespielt habe, so habe ich so oft von diesem Titel gehört. Jeder kennt dieses Spiel, jeder hat es gefühlt gespielt und als ich dann auch verstanden habe, dass die Seite gog.com ebenso zu CD Projekt gehört, bin ich hellhörig geworden.

Doch auch vom Spiel Cyberpunk 2077 was damals bereits schon über sechs Jahre in Entwicklung war, habe ich nichts gehört. Als ich dann auch das noch entdeckt habe wusste ich: Ja, dieses Unternehmen ist so klein und so extrem heftig, diese Aktie wird mich reicher machen. Ich könnte vermutlich über 2000 Wörter schreiben, warum dieses Unternehmen einfach nur geil ist, aber ich empfehle hierzu einfach mal in meine Aktienanalyse dazu 🙂

Sonst war meine Activision Blizzard immer meine Nummer 1. Aber leider hat sich das Unternehmen eher zu einer Schande entwickelt. Performancetechnisch möchte ich mich nicht beschweren: bis dato rund 70 Prozent. Auszahlung Gestern: 25 Euro.

Screenshot, Kursverlauf meiner Blizzard-Investition

Aber dieser Konzern hat sich sehr ins negative entwickelt. Die Chinafreundliche Politik, das Desaster von dem Diablo-Announcment auf der Blizzcon, der dreiste Flop des Warcraft-Remakes. Man hätte das gesamte Genre so dermaßen beleben können und auch profitabel, aber Activision – die immer mehr im Unternehmen zu sagen haben – wollten dies vermutlich nicht.

Um mal meinen Geheimtipp zu nennen: Etsy. Mit dieser Aktie bin ich über 100 Prozent im Plus und habe auch hier das Potential sehr schnell erkannt. Ich kenne diese Seite schon sehr lange und habe noch bevor ich dort investiert war immer mal wieder gestöbrt und da gibt es einfach extrem coole Sachen. Als ich herausgefunden habe, dass sie an der Börse sind, habe ich zugeschlagen. Sie wachsen langsam, aber sicher und machen Amazon meiner Meinung nach mächtig konkurrenz. Ihr Geschäftsmodell besteht darin, dass private Leute Vintage und Handmade-Sachen anbieten können. Pro eingestelltes Produkt und Verkauf verdient Etsy etwas.

Wenn man jetzt mal nach der rationalität geht, dann würde ich Amazon, Nike und Microsoft sicherlich nie verkaufen. Einfach geniale Unternehmen die – obwohl sie so groß sind – immer noch kräftig am wachsen sind.

Mein Newsletter Aktiengram's Insights
Anzeige
Kommentare mit externen Links oder verdächtigen Inhalten unterliegen einer automatischen Spam-Prüfung. Kommentare, bei denen der Verdacht besteht, dass es sich um Spam oder unerwünschte Werbung handelt, sowie Kommentare, die Beleidigungen oder vulgäre Sprache enthalten, werden automatisch gelöscht. Aus redaktionellen Gründen wird die Kommentarfunktion nach Ablauf von 180 Tagen (Datum des Artikels) automatisch deaktiviert.

1 Gedanke zu „Als Gamer an der Börse?“

  1. Pingback: Presse -

Kommentare sind geschlossen.

Bei mit Stern (*) markierten Links handelt es sich um Affiliate-Links. Durch Nutzung dieser Links entstehen weder Nachteile noch Mehrkosten. Einige Anbieter ermöglichen dadurch sogar verbesserte Konditionen oder exklusive Boni und Prämien.