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Marktzyklen: Ein eigenes Buch für ein komplexes Thema
Es gibt kaum eine Frage, die Howard Marks öfter gestellt wird, als die, wie man Marktzyklen meistert. Das hat den Mitgründer von Oaktree Capital Management und Investor dazu veranlasst, nach „Der Finanz-Code: Die Erfolgsphilosophie des großen Investors“ (Link zum Buch*) ein weiteres Buch zu schreiben, das sich rein dem Thema Marktzyklen widmet. Das Ergebnis ist das vorliegende Buch Marktzyklen meistern: So geht perfektes Timing für Anleger.
Wie die Erfahrung von Howard Marks zeigt, hatten die meisten großen Investoren der Vergangenheit, ein außerordentlich gutes Gespür dafür, wie Zyklen funktionieren und wo man sich innerhalb eines Zyklus gerade befindet. Wer dieses Gespür besitzt bzw. wem es gelingt, sich dieses Gespür anzueignen, kann sich und sein Portfolio durchaus vorteilhaft positionieren. Ein gutes Zyklustiming, in Kombination mit einem effektiven Investmentansatz, ist nach Marks für einen Großteil des Erfolgs seiner Firma Oaktree Capital Management verantwortlich.
Marktbewegungen gleichen einem Pendel
Marktzyklen meistern: So geht perfektes Timing für Anleger von Howard Marks ist ein Buch, das vor allem den zeitlichen Aspekt des Investierens betont, wobei es Marks nicht um Market-Timing im engeren Sinne geht. Timing ist im Zusammenhang mit der Geldanlage gewissermaßen zu einem Unwort geworden. Schließlich weiß der rationale Investor, dass es in den meisten Fällen nicht gelingen wird.
Selbst Howard Marks hat kürzlich in einem Interview betont, dass Buy & Hold wohl das Beste war, was man als Anleger in der Vergangenheit tun konnte. Wer in den letzten 90 Jahren in den S&P 500 investiert hatte, konnte im Schnitt 10,5 Prozent Rendite p. a. erzielen. Wie man sieht, ist es auf lange Sicht also sehr lukrativ, Durchschnitt zu sein.
Was Anleger jedoch häufig nicht sehen, ist, dass dieser Durchschnittswert tatsächlich nur sehr selten erzielt wird. Die Marktbewegungen gleichen einem Pendel, das ständig hin und her schlägt, aber nur sehr wenig Zeit in der Mitte verbringt. Wie Marks illustriert, konnten die durchschnittlichen Jahresrenditen des S&P 500 (mit einer Toleranz von zwei Prozentpunkten nach oben und nach unten, also Renditen zwischen 8 und 12 Prozent) im Zeitraum zwischen 1970 und 2016 insgesamt nur dreimal erzielt werden. Innerhalb dieser 47 Jahre erzielte man also tatsächlich nur dreimal die Durchschnittsrenditen, die sich die meisten Anleger aufgrund des historischen Durchschnitts erwarten, wenn sie in den S&P 500 investieren. Eine wesentliche Erkenntnis aus dem Buch!
Psychologie als Haupttreiber der Schwankungen
Marks beschreibt alle möglichen Arten von Zyklen, den Konjunkturzyklus, den Finanzzyklus, den Marktzyklus, den Gewinnzyklus, den Immobilienzyklus, den Kreditzyklus usw. Grundsätzlich sieht er keinen grundlegenden Unterschied zwischen Zyklen und Pendelbewegungen. Bei allen Zyklen, ob nun beim Konjunkturzyklus, beim Finanz- oder beim Marktzyklus, gibt es Übertreibungen nach oben und nach unten. Diese Übertreibungen sind das Ergebnis übertriebener Ausschläge des Pendels, die zwar nicht ausschließlich, aber in hohem Maße durch die menschliche Psyche angetrieben werden.
Immer, wenn sich das Pendel in der Nähe eines Extrems befindet, ist es schließlich unvermeidlich, dass es sich früher oder später zurück in Richtung des Mittelpunkts bewegen wird, nur um sich in weiterer Folge in Richtung des anderen Extrems weiter zu bewegen. So pendeln die Anlagemärkte zwischen Euphorie und Depression, zwischen Überbewertung und Unterbewertung, zwischen Gier und Angst, zwischen Optimismus und Pessimismus, zwischen Risikotoleranz und Risikoaversion, zwischen Kaufdrang und Verkaufspanik usw.
Für Marks hängen diese Polaritäten in hohem Maße zusammen, sodass üblicherweise alle erstgenannten Elemente auftreten, wenn der Markt eine Weile gestiegen ist, und die zweitgenannten Elemente, wenn der Markt gefallen ist. Es kommt aber nur sehr selten zu einer Mischung der Elemente zwischen den beiden Gruppen.
Die Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich
Besonders aktive Investoren sollten ein großes Interesse daran haben, ein Gespür für diese Pendelbewegungen zu entwickeln. Vor allem sollten sie sich darin üben, den aktuellen Stand innerhalb eines Zyklus richtig einschätzen zu lernen. Prognosen zu stellen ist immer schwierig. Vor allem kurzfristige Schwankungen sind unvorhersehbar und in hohem Maße von der Psychologie und den Emotionen abhängig. Der Markt kann völlig unterschiedlich auf sehr ähnliche Ereignisse reagieren. Was langfristige Schwankungen angeht, zeigen sie nach Marks jedoch gewisse Ähnlichkeiten zur Vergangenheit.
„Die Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich.“
Mark Twain
Zyklen sollten von aktiven Anlegern vor allem deshalb verstanden werden, um Übertreibungen und Korrekturen als solche zu erkennen. Dadurch soll vermieden werden, einen Schaden durch diese zyklischen Extreme zu erleiden. Im Optimalfall sollte man von ihnen sogar profitieren können. Da diese Übertreibungen in hohem Maße emotional angetrieben werden, hat der überlegene Investor nach Marks vor allem eine Eigenschaft – er ist von Natur aus emotionslos.
Marktzyklen meistern: Fazit
In Marktzyklen meistern: So geht perfektes Timing für Anleger liefert Howard Marks ein umfassendes Werk zum Verständnis der verschiedensten Arten von Zyklen. Das Buch besteht großteils aus Fließtext, in dem Marks immer wieder auch Auszüge seiner Memos einbringt, die an die Kunden von Oaktree Capital Management versendet wurden. Diese sind in Kombination mit seinen Erläuterungen dazwischen sehr interessant zu studieren.
Was das Leseerlebnis allerdings etwas negativ beeinflusst sind die teilweise kompliziert formulierten Sätze, die häufigen Wiederholungen der Inhalte und der oftmals fehlende rote Faden. Wer sich durch die Lektüre des Buchs erhofft, konkrete Handlungsempfehlungen für die Geldanlage zu erhalten, wird vermutlich nicht ganz auf seine Kosten kommen. Das Buch enthält zwar viele interessante Informationen, die dabei helfen, das Wesen von Zyklen besser zu verstehen, den unmittelbaren Praxisbezug für Privatanleger vermisst man allerdings etwas. So ist auch der Subtitel „So geht perfektes Timing für Anleger“ etwas irreführend gewählt, da es Marks eher um ein ganzheitliches Verständnis von Zyklen geht, als dem Leser eine Timing-Strategie anzubieten.
Nichts desto trotz kann das Buch eine interessante und hilfreiche Lektüre sein, um die Kenntnisse über die vielfältigen Zusammenhänge innerhalb der Welt der Geldanlage zu erweitern. Der Austausch mit erfahrenen Investoren zeigt zudem, dass viele vom Lesen des Buchs profitieren konnten. Gemäß dem Aktiengram’s Standard for Books Rating würde ich dem Buch aus heutiger Sicht somit die Bewertung BB+ aussprechen.
★★★★★ = AAA, AA+, AA, AA-
★★★★☆ = BBB+, BBB, BBB-, BB+
★★★☆☆ = BB, BB-, B+, B, B-
★★☆☆☆ = CCC+, CCC, CCC-
★☆☆☆☆ = D
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