Das Thema Nachhaltigkeit ist aus der heutigen Zeit nicht mehr wegzudenken. Die Politik und verschiedene Organisationen versuchen uns mit unterschiedlichen Mitteln zu einem nachhaltigeren Verhalten zu bewegen. Teilweise mit Erfolg, teilweise stoßen diese Versuche auf heftigen Widerstand in der Bevölkerung.
Doch bevor ich näher auf das Thema eingehe, ist es wichtig zu klären, was Nachhaltigkeit überhaupt ist. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung definiert den Begriff wie folgt: „Nachhaltigkeit […] bedeutet, die Bedürfnisse der Gegenwart so zu befriedigen, dass die Möglichkeiten zukünftiger Generationen nicht eingeschränkt werden. Dabei ist es wichtig, die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit – wirtschaftlich effizient, sozial gerecht, ökologisch tragfähig – gleichberechtigt zu betrachten. Um die globalen Ressourcen langfristig zu erhalten, sollte Nachhaltigkeit die Grundlage aller politischen Entscheidungen sein.“ Quelle: BMZ
Diese Definition zeigt schon, dass es gar nicht so einfach ist, sein Geld in jeder Hinsicht nachhaltig anzulegen, da unglaublich viele Faktoren eine Rolle spielen können. Ich würde mir wünschen, dass ich einfach den „besten“ Tipp für eine nachhaltige Geldanlage geben könnte, aber den gibt es meiner Meinung nach nicht und ich muss etwas tiefer in die Materie einsteigen.
Kenne deine Werte
Als erster Schritt auf dem Weg zum nachhaltigen Investment ist es sehr empfehlenswert, die eigenen Ziele und Vorstellungen von Nachhaltigkeit zu definieren. Aus der vorangegangenen Definition haben wir bereits gelernt, dass es drei Dimensionen der Nachhaltigkeit gibt. Die ökologische Nachhaltigkeit, die soziale Nachhaltigkeit und die ökonomische Nachhaltigkeit. Bezogen auf die eigene Geldanlage bedeutet dies beispielsweise, sein Geld in Unternehmen zu investieren, die in einer oder mehreren dieser Dimensionen tätig sind, oder in Projekte und Aktivitäten zu investieren, die positive Auswirkungen auf Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft haben. Gleichzeitig ist zu beachten, dass die Anlage langfristig auf positive Renditen ausgerichtet sein sollte, wenn das primäre Ziel der Geldanlage der eigene Vermögensaufbau ist.
Welche Anlagemöglichkeit für den Einzelnen die richtige ist, hängt also stark davon ab, welche Nachhaltigkeitsaspekte für einen selbst am wichtigsten sind. Hat man bei Nachhaltigkeit vor allem die Umwelt im Blick oder eher die soziale Komponente? Ich denke, man merkt schon, wohin diese Schwerpunktsetzung führt – unter den individuellen Kriterien können auch Öl-, Kohle- und Waffenproduzenten „nachhaltige“ Unternehmen werden. Diese Definitionsproblematik findet sich auch bei diversen ETFs wieder, wie zum Beispiel bei jenen mit dem Kürzel ESG. ESG steht für die drei Dimensionen Environmental (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (Unternehmensführung).
Unternehmen, die in diesen ETFs enthalten sind, müssen bestimmte Nachhaltigkeitskriterien erfüllen, um aufgenommen zu werden. Im MSCI World ESG ETF sind beispielsweise die Energieunternehmen Shell, Total und BP enthalten. Für den einen mag das nicht zu ESG passen, für den anderen erscheint die Auswahl logisch, da diese Unternehmen wahrscheinlich gute Werte in den Bereichen Soziales und Governance aufweisen. Ich möchte dabei gar nicht auf ESG herumreiten, da es unmöglich ist, einen Nachhaltigkeitsfilter zu erstellen, der exakt den Nachhaltigkeitskriterien jedes Einzelnen entspricht.
Definiere deine Ziele
Wenn man sich über die eigenen Kriterien und Ziele im Klaren ist und weiß, wo der eigene Fokus liegen soll, kann man tiefer in die Recherche einsteigen und sollte sich auch mit dem Thema Greenwashing auseinandersetzen. Manche Unternehmen geben vor nachhaltig zu sein, ohne tatsächlich entsprechende Maßnahmen zu setzen. Ein Weg, um zumindest ein Stück weit auf der sicheren Seite zu sein, ist das Beachten von unabhängigen Zertifizierungen und Ratings. Diese stellen sicher, dass der Anspruch, nachhaltig zu wirtschaften, auch tatsächlich erfüllt wird.
Auch wenn ich selbst ein großer Fan von ETFs bin und aktiven Fonds generell oft kritisch gegenüberstehe, sind bei so speziellen Themen wie dem eigenen Nachhaltigkeitsempfinden auch aktiv gemanagte Fonds eine mögliche Option, um sein Geld nachhaltig anzulegen. Einige Produkte wählen die Unternehmen anhand sehr spezieller Kriterien und eines umfangreichen Researchs aus. Mit etwas Glück passt der Ansatz eines solchen Fonds ja zu den eigenen Kriterien und ansonsten bleibt einem immer noch die eigene Recherche. Inzwischen veröffentlichen beispielsweise viele Unternehmen einen Nachhaltigkeitsbericht, der wichtige Hinweise und Kennzahlen für ein nachhaltiges Investment liefern kann.
Fazit
Es zeigt sich, dass nachhaltiges Investment nicht mit einem schnellen Tipp abgehandelt werden kann. Es gibt sehr viele Möglichkeiten, sein Geld nachhaltig anzulegen. Man muss seine eigenen Ziele definieren und sich mit dem Thema auseinandersetzen. Ein Anliegen möchte ich zum Schluss aber nicht unerwähnt lassen. Den größten Einfluss auf eine nachhaltige Zukunft haben wir durch unser eigenes Handeln. Sein Geld entsprechend anzulegen, ist zwar grundsätzlich keine schlechte Idee und ein guter Schritt, löst aber nicht alle Probleme in diesem Bereich. Unsere Märkte funktionieren im Wesentlichen nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Solange Produkte und Dienstleistungen von Unternehmen nachgefragt werden, die nicht nachhaltig handeln, wird sich wenig ändern.
Das heißt natürlich nicht, dass wir technologisch in die Steinzeit zurückkehren und auf Fortschritt verzichten sollten – ganz und gar nicht. Ich bin davon überzeugt, dass wir uns global nur dann zu einer nachhaltigen Gesellschaft entwickeln können, wenn alle mitmachen und jeder seinen Teil dazu beiträgt. Dazu müssen Innovationen und nachhaltigere Alternativen stärker nachgefragt werden. Das große Problem, an dem wir als Gesellschaft gemeinsam arbeiten müssen, ist, nachhaltiges Verhalten und nachhaltigen Konsum günstiger und effizienter zu machen als die konventionellen Alternativen, und das geht langfristig nur durch Innovation und Fortschritt – nicht durch Rückschritt. Jeder Einzelne kann mit seinen Entscheidungen im Alltag dazu beitragen und auch die Geldanlage in nachhaltige Unternehmen kann einen Beitrag leisten. Und diese bewusste Entscheidung kann, so banal es auch klingen mag, damit beginnen, den eigenen Verpackungsmüll oder die Zigarettenkippe in Zukunft nicht mehr achtlos auf die Straße zu werfen.
Mein bester Tipp für die nachhaltige Geldanlage. Dieser Artikel ist Teil der Blogparade für den comdirect finanzblog award 2023. 🏆 #fba23
Politik und Co. wollen uns in die grüne Richtung lenken. Nachhaltigkeit bedeutet, heute klarzukommen, ohne morgen zu vermasseln. Öko, Soziales, Wirtschaft müssen Hand in Hand gehen. Nachhaltiges Investieren ist wie ein Rätsel mit vielen Teilen. Jeder hat seine Prioritäten – Grün, Gerechtigkeit oder Kohle? Nachhaltige Unternehmen zu pflücken ist tricky, da jeder sein eigenes Rezept hat. Klarheit bringen Zertifikate. ETFs und aktive Fonds sind Optionen, um grün zu investieren. Aber: Es geht nicht nur ums Geld. Jeder kann durch smartes Handeln eine nachhaltige Zukunft mitformen.