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Zugegeben, ein historischer Roman steht eher selten auf meiner Leseliste. Aber in diesem Fall musste ich eine Ausnahme machen – und ich muss feststellen, dass mir das Genre besser gefällt, als ich anfangs gedacht hätte. Lisa Graf gelingt mit dem Auftakt der „Lindt & Sprüngli“-Saga eine lebendige und spannende Geschichte, die sowohl die Ursprünge eines später weltbekannten Unternehmens als auch das Leben im 19. Jahrhundert anschaulich schildert.

Die vorliegende Rezension bezieht sich auf die 1. Auflage des im Penguin Verlag (erstmalig 2024) erschienenen Titels.

Inhalt und Aufbau

Im Mittelpunkt des Romans stehen die Familie Sprüngli und das persönliche und berufliche Erwachsenwerden Rudolfs. Wir erleben ihn als wissbegierigen Jungen, der seine Leidenschaft für Schokolade entdeckt, und als jungen Mann, der gegen die konservativen Vorstellungen seines Vaters kämpft, um eine eigene Confiserie zu gründen. Neben den Herausforderungen der Schokoladenherstellung werden auch familiäre Konflikte und die gesellschaftliche Realität des 19. Jahrhunderts beleuchtet. Besonders eindrücklich ist die parallel erzählte Perspektive von Katharina, Rudolfs zukünftiger Frau, die als starke Persönlichkeit ihre eigenen Träume und Vorstellungen einbringt.

Die Kapitel sind klar gegliedert und folgen einer strengen Chronologie, so dass die Entwicklung der Figuren gut nachvollzogen werden kann. Historische Details – von den Zünften über die industrielle Revolution bis hin zu den spezifischen Techniken der Schokoladenherstellung – sind geschickt in die Handlung eingeflochten.

Stärken des Buches

Eine große Stärke des Romans ist die umfangreiche Recherchearbeit, die in die Erzählung eingeflossen ist. Die historischen Details wirken authentisch und lassen den Leser in die damalige Zeit eintauchen. Der Autorin gelingt es, Geschichte lebendig werden zu lassen, ohne den Lesefluss mit zu detaillierter Faktenfülle zu belasten. Besonders gelungen ist auch der Fokus auf Katharina. Ihre Perspektive ergänzt die Geschichte Rudolfs und gibt dem Roman eine zusätzliche Dimension. Die lebendige Sprache und der bildhafte Stil der Autorin tragen dazu bei, dass sich die Atmosphäre Zürichs im 19. Jahrhundert plastisch vor dem inneren Auge entfaltet.

Aus einer anderen Perspektive fand ich das Buch besonders spannend: Als jemand, der sich für Unternehmen und Aktien interessiert, bot mir der Roman Einblicke in die Ursprünge des heutigen international tätigen Schweizer Schokoladenherstellers. Der Werdegang dieses weltweit bekannten Unternehmens macht neugierig auf die Fortsetzung der Saga. Ich bin gespannt, wie der Aufbau der Marke und die Entwicklung des Unternehmens im historischen Kontext weiter erzählt werden.

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Kritische Betrachtung

Ein kleiner Kritikpunkt betrifft die Dynamik in der Mitte des Buches: Während der Aufbau der Handlung zu Beginn spannend ist und das Ende viele interessante Entwicklungen erwarten lässt, zieht sich der Mittelteil an manchen Stellen etwas. Einige Passagen, die Rudolfs Ausbildung und seine ersten Schritte in der Schokoladenherstellung beschreiben, hätten etwas gestrafft werden können, ohne an Tiefe zu verlieren. Der Gesamteindruck wird dadurch jedoch kaum geschmälert, da die historischen Details und die spannende Hintergrundgeschichte diese kleinen Längen gut ausgleichen.

Wer sollte dieses Buch lesen?

Das Werk ist ideal für Leser, die historische Familiensagen mit lebendigen Figuren und einer spannenden Hintergrundgeschichte mögen. Auch Schokoladenliebhaber kommen auf ihre Kosten, denn die Erzählung weckt eine hohe Wertschätzung für die Kunst der Confiserie. Darüber hinaus halte ich das Buch auch für Börsen- und Unternehmensinteressierte durchaus interessant, da es die Ursprünge eines der heute erfolgreichsten Schokoladenunternehmen beleuchtet. Wer sich für die Geschichte hinter den Marken und die Entwicklung von Traditionsunternehmen interessiert, wird ebenfalls fündig.

Fazit

★★★★★

Lisa Graf legt mit Teil 1 der Lindt & Sprüngli Saga einen spannenden und atmosphärisch dichten Roman vor, der Geschichte und Fiktion gekonnt miteinander verbindet. Die Mischung aus persönlichem Schicksal, historischem Hintergrund und dem Aufbau eines später weltbekannten Unternehmens sorgt für ein packendes Leseerlebnis. Vor allem aus der Sicht eines Börsenfans weckt das Buch grosse Neugier auf die Fortsetzung und Weiterentwicklung der Familiensaga und der Unternehmensgeschichte von Lindt & Sprüngli. Ich bewerte das Buch mit AA-, was hier 5 Sternen entspricht.

Bewertungssystem nach Aktiengram’s Standard for Books Rating

★★★★★ = AAA, AA+, AA, AA-
★★★★☆ = BBB+, BBB, BBB-, BB+
★★★☆☆ = BB, BB-, B+, B, B-
★★☆☆☆ = CCC+, CCC, CCC-
★☆☆☆☆ = D

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